Mike

Michael Robert Clark hat das norddeutsche Rugby für neun Jahre sehr entscheidend geprägt, bevor er am Pfingstsamstag 2007 in einer Halbzeitpause der „Exiles Sevens“ auf dem Platz verstorben ist. Er kam 1998 beruflich nach Kiel und hat in der Zeit hier aus einer Truppe, die größtenteils aus Studenten und Veteranen bestand, einen lebendigen Verein mit Strukturen, Jugendarbeit, Trainer- und Schiedsrichterausbildung gemacht, der auch heute noch – fast 15 Jahre nach seinem Tod – von dieser Arbeit zehrt. 

„Papa Schlumpf“ war in seiner Zeit in Kiel das schlagende Herz des jungen Vereines. Als Trainer, Spieler und Mensch. Er hat die Werte des Sportes jeden Tag auf und neben dem Platz gelebt, war auf der einen Seite ein großzügiger und lebensfroher Mensch und Freund, der auf der anderen Seite seine Aufgaben immer ernst genommen hat. Ob es die Organisation des Jugendtrainings vor dem Herrentraining war, oder die Unterstützung der damals noch sehr vereinzelten Damenspielerinnen durch Training, den Aufbau eines eigenen 7s-Teams oder Kontakte nach Hamburg, wo sie Rugby Union spielen konnten. 

Auch über die Arbeit in Kiel hinaus hat er als Gründungsmitglied des Rugby-Verbandes Schleswig-Holstein und Ansprechpartner einiger Vereine in der Gründungsphase viele Samenkörner gelegt, die bis heute gedeihen. Bis zu seinem Tod war er 1. Vorsitzender des RVSH und Schiedsrichterobmann des jungen Verbandes. Er hat sich nie nur um den eigenen Vorteil oder den des eigenen Vereines geschert, sondern auch einen besonderen Blick für Strukturen drumherum gehabt, die ebenfalls grundlegend wichtig sind, um den Sport als solchen nach vorne zu bringen. 

Mike hat seinen Mit- und Gegenspieler:innen vorgelebt, dass es an einem selbst liegt, Veränderung und Weiterentwicklung zu gestalten. Hat schimpfende Spieler zur Schiedsrichterausbildung ermuntert und eine ganze Reihe von Vereinen zusammengebracht, um auch dem Rugbysport im hohen Norden Deutschlands eine Struktur zu verpassen. 

Schon vor seiner Zeit in Norddeutschland hat er in Bayern und Franken eine ähnliche Arbeit geleistet. Dort hat er seit 1978, als er als Soldat aus den USA nach Deutschland kam, mit seiner Familie gelebt und war auch bis zuletzt dort als Ansprechpartner für Fragen rund um unseren Lieblingssport unterwegs. 

Für seine Zeitgenossen ist er vor allem auch durch seine Persönlichkeit in Erinnerung geblieben. „Immer lächeln und nach dem Spiel mit dem Gegner ein Bier trinken“ war die Devise und hat damit vielen der damals jungen Student:innen als Vorbild gedient, wie Rugby-Kultur auch in Deutschland gelebt werden kann. Mike war ein wertvoller Freund und voller Anekdoten und Geschichten. Tausende Kilometer hat er mit seinem roten Corolla für den Sport auf die Straße gebracht, ob mit Jugendspieler:innen zu Sichtungslehrgängen, in der Schiedsrichterausbildung, oder der Beratung. Auch das inzwischen legendäre „Schietwettercup-Frühstück“ bei unserem eigenen 7s-Turnier hier in Kiel ist „auf seinem Mist gewachsen“. Aus dem Fehlen eines guten Frühstücks auf einigen anderen Turnieren wurde ein vollwertiges „English Breakfast“, für das es nach der durchfeierten Nacht um fünf Uhr morgens in die Küche des Vereinsheimes ging, damit es den Gästen pünktlich serviert werden konnte. Eine weitere Tradition, die wir immer noch fortführen. 

Bis heute verdanken ihm alle in Kiel viel. Diejenigen, die ihn miterlebt haben, zählen ihn persönlich wie sportlich zu einer der prägendsten Personen ihres Lebens, diejenigen, die nach ihm gekommen sind, profitieren von den Strukturen, die mit seiner Hilfe geschaffen wurden. 

In Kieler Rugby ist der Name Mike Clark das Synonym dafür, dass man selbst derjenige ist, der die Entwicklung in die Hand nehmen muss. Dass man über den Tellerrand schauen muss, um wirklich etwas verändern zu können, auch wenn einem die eigene Suppe eigentlich ganz gut gefällt. Dass man die Veränderung als Mensch bestreiten muss, miteinander und dabei den Spaß nicht aus den Augen verlieren. 

Zeit seines Lebens hat Mike Clark die Menschen um ihn herum für den Rugbysport begeistert. Er war ein leuchtendes Beispiel dafür, wie sehr der Amateursport Rugby von persönlichem Einsatz geprägt und getragen wird. 

Die Benennung des Kieler Rugbyfördervereins nach Mike war vollständig alternativlos.

Eric Joppien, Alexandre Karwaski, Tilo von Donner und Stefan Hanke, aufgeschrieben von Ingmar Jaschok